Logopädie Langen

Sprachentwicklungsverzögerungen

Wie wird eine Sprachstörung entdeckt?

> U 1- U 9 beim Kinderarzt

Es gibt Richtwerte, in welchem Zeitfenster sich bestimmte Schritte einer normalen Sprachentwicklung eines Kindes vollziehen sollten. Während der U-Untersuchungen beim Kinderarzt werden Sie jeweils nach bestimmten Entwicklungsstufen befragt, bzw. Ihr Kind soll bestimmte sprachliche Leistungen erbringen. Sollten Sie den Eindruck haben, dass Ihr Kind sich sprachlich nicht weiterentwickelt, sondern seine Sprachentwicklung vielmehr auf einer früheren Entwicklungsstufe stehen bleibt, dann fragen Sie Ihren Kinderarzt, ob eine logopädische Therapie erforderlich ist.
Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass jedes Kind seinen eigenen Zeitplan für die einzelnen Entwicklungsschritte der Sprachentwicklung hat, vergleichbar dem individuellen Zeitpunkt des Laufen- oder Schwimmenlernens.
Außerdem kann man einem Kind, dass im September geboren wurde, mehr Zeit für seine Sprachentwicklung geben als einem Kind, das im Juni geboren wurde, also mit gerade 6 Jahren eingeschult wird.

Folgende Fragen sollten Sie sich allerdings stellen:

Leidet mein Kind unter seinen Sprachschwierigkeiten? Wird es evtl. so schlecht verstanden, dass es keine Spielkameraden hat, sich zurückzieht oder aggressiv reagiert. Bei einem Kind, das ständig negative Reaktionen auf seine Sprechbemühungen bekommt, kann sich zusätzlich zu der sog. Sprachentwicklungsstörung bzw. Sprachentwicklungsverzögerung eine Stottersymptomatik entwickeln.

> Dokumentation im Kindergarten

Eine weitere Möglichkeit sprachauffällige Kinder rechtzeitig vor der Einschulung zu entdecken - denn wer nicht richtig spricht, der wird nicht richtig schreiben - besteht in Kindergärten oder Kindertagesstätten. Die Erzieherinnen legen für jedes Kind, das die Einrichtung besucht, eine Dokumentation zum Entwicklungs-, d.h. auch zum Sprachentwicklungsverlauf an. Häufig suchen dann die Eltern auf Anraten der Erzieherin den Kinderarzt mit der Fragestellung auf, ob ihr Kind im Vergleich zu Kindern gleichen Alters einen Sprachentwicklungsrückstand aufweist, oder ob sich die Verzögerung noch im tolerierbaren Rahmen bewegt. Auf Empfehlung des Arztes nimmt die Familie dann logopädische Unterstützung in Anspruch.
Je nach Ausmaß des Sprachentwicklungsrückstandes und der Zeit, die bis zur Einschulung des Kindes liegt, können dann auch nach Absprache mit dem Kinderarzt und der Familie nach erzielten Teilerfolgen kürzere oder längere Therapiepausen eingelegt werden. Denn häufig ist besonders bei Kindern mit verzögertem Sprachbeginn (sog. late talker) zu beobachten, dass die Sprachentwicklung durch Elternberatung/ Elterntraining sowie eine gezielte Sprachtherapie förmlich angestoßen wurde und in der Therapiepause richtig ins Rollen kommt. Das Interesse für Sprache musste vielleicht erst geweckt werden. Oft habe ich bei diesen kleinen zwei- oder dreijährigen Patienten erlebt, dass sie, nachdem sie den Anschluss an den normalen Sprachentwicklungsstand ihrer Altersgruppe bekommen haben, die darauf folgenden Sprachentwicklungsschritte völlig selbständig und unauffällig vollziehen.

Wie aussagekräftig ist das Ergebnis von “Delfin 4”?

Der Aussagewert des seit 2007 in Kindergärten flächendeckend durchgeführten sog. Delfin4 (Elternarbeit und Förderung der Sprachkompetenz Vierjähriger in NRW) wird seitens meines Berufsverbandes, dem dbl (Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.), stark angezweifelt.
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen: Mir sind sowohl Fälle bekannt, bei denen einerseits kaum verständlich sprechende Kinder den Delfin4 Phase 1 bestanden haben und andererseits sprachlich unauffällige Kinder in Logopädische Praxen geschickt wurden.

Was braucht mein Kind, Sprachförderung oder Sprachtherapie?

Grundsätzlich braucht jedes Kind auf der ganzen Welt Sprachförderung, um seine Muttersprache (bzw. Muttersprachen (siehe dazu Störungsbilder: Probleme bei Mehrsprachigkeit) zu lernen. Sprachförderung läuft dann ab, wenn ich dem Kind (natürlich altersgemäß) Dinge erkläre oder wenn sie noch klein sind, Dinge benenne. Beim Einkauf hört es dann z.B., das es sich bei der dicken schweren Frucht um eine Melone handelt und erzählt dem Papa vielleicht abends ganz stolz: ”Guck mal Papa, diese dicke Melone habe ich ganz alleine getragen!” In dieser beispielhaften Situation wurde auf ungezwungene Weise eine neue “Vokabel” gelernt. Das neue Wort wurde in eine angenehme Situation eingebettet, wie: Ich war mit Mama einkaufen, ich konnte die dicke, schwere Melone tragen, zu Hause haben wir sie aufgeschnitten und ich durfte als erster probieren, ob sie süß und saftig schmeckt. Dabei haben auch schon Verknüpfungen mit bekanntem Wissen stattgefunden und es wurden ganz nebenbei weitere passende Wörter gelernt, nämlich “schwer“, “süß” und “saftig”.
Zusätzliche Sprachtherapie brauchen die Kinder, bei denen Sprachförderung nicht ausreicht, um den Zeitplan für die normale Sprachentwicklung zumindest grob einzuhalten.

So kann es sein,

  • dass ein Kind bestimmte Laute trotz zunehmenden Alters nicht oder nur fehlerhaft bilden kann = Dyslalie,
  • gewisse Satzstrukturen einfach nicht verinnerlichen kann (obwohl es sie täglich zigmal hört) = Dysgrammatismus
  • oder dass sich der Wortschatz nicht erweitert (z.B. steht der Begriff “Vogel” dann immer noch, wie es bei kleinen Kindern noch altersgemäß ist, für Ente, Gans, Schwan, Storch, Huhn und Hahn oder der Clown sieht immer noch “schön” aus statt “lustig”, “komisch” oder “witzig”.

Bausteine der Sprachtherapie

Die Bausteine einer Sprachtherapie bei Sprachentwicklungsverzögerung sind:
  • Anamnese (Erfragen der Vorgeschichte, z. B. wie sind Hör- und Sehvermögen des Kindes, welche Vorerkrankungen gab es, u. a. m.)
  • Kontaktaufnahme zu dem Kind
  • Diagnostik bzgl. Sprachverständnis, Artikulation, Wortschatz, Grammatik, Hörgedächtnisspanne, Geschicklichkeit der Mund- und Zungenmotorik, Beobachtungen zur Grobmotorik und zum Konzentrationsverhalten
  • Erstellen eines individuellen Therapieplans, der an den derzeitigen Sprachentwicklungsstand auf den einzelnen sprachlichen Ebenen anknüpft
  • Elternarbeit: Besprechung des Befundes, Erläuterung des Therapieplans, Tipps zur Sprachförderung zu Hause (z.B. Bücher- und Spieletipps, die zum Sprachentwicklungsstand des Kindes passen), Besprechung des Übungsmaterials für zu Hause, ggf. ”Elterntraining”, in dem die Eltern noch gezielter angeleitet werden
  • Logopädische Therapie mit dem Kind angepasst an das Alter, die Interessen, das Lerntempo sowie das Konzentrationsvermögen des Kindes
  • Information des verordnenden Arztes über Befund, Therapieverlauf, aktuellen Behandlungsstand bzw. Abschluss der logopädischen Behandlung
Ggf. mit Einwilligung der Eltern Zusammenarbeit mit weiteren Bezugspersonen des Kindes oder anderen mitbehandelnden Therapeuten wie z.B. Erzieherinnen, Lehrerinnen, Ergo- oder Physiotherapeuten
Nach Bedarf Kontrolltermin einige Wochen oder Monate nach Abschluss der logopädischen Therapie
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