Stimmstörungen im Kindes- und Jugendalter

Überlastete Stimme (Dysphonie/ Schreiknötchen)

Probleme während des Stimmbruchs (Mutationsstörungen

Überlastete Stimme (Dysphonie/ Schreiknötchen)

Woran erkennt man Stimmstörungen?

Meist werden Stimmstörungen bei Kindern erst spät erkannt. Alle, die täglich mit dem Kind zu tun haben, ordnen den “ etwas anderen” Stimmklang des Kindes als “persönliche Eigenart” ein. Man hat sich daran gewöhnt und kennt ihn nicht anders. Erst Außenstehenden fällt der raue, heisere oder piepsige Stimmklang auf.

Welche Arten von Stimmstörungen kommen bei Kindern am häufigsten vor?

Bei hyperfunktionellen Dysphonien wird mit zu viel Druck und Kraftanstrengung gesprochen. Die Stimme klingt rau, heiser und gepresst. Im gesamten Körper ist die Spannung erhöht. Z.T. treten beim Sprechen Venen im Halsbereich hervor. Abends bringt das Kind vor lauter Überlastung der Stimme evtl. gar keinen Ton mehr hervor.
Spricht das Kind über Wochen und Monate in dieser strapaziösen Weise, so bilden sich auf den Stimmbändern Verhärtungen, sog. Stimmlippenknötchen oder Schreiknötchen, ähnlich der Hornhaut, die bei zu engen Schuhen an den Füßen entsteht. Dadurch bedingt können sich die Stimmlippen bei der Tongebung nicht mehr vollständig aneinander legen. Durch den fehlenden Stimmbandschluss verschlechtert sich die Stimmqualität weiter. Die Stimme ist noch weniger belastungsfähig. Bei hypofunktionellen Dysphonien ist zu wenig Spannung für die Stimmgebung vorhanden. Das passt zum gesamtkörperlichen Eindruck mit zu wenig Körperspannung. Die Stimmelippen berühren sich bei der Stimmgebung nicht richtig, wodurch zu viel Sprechluft entweicht. Die Stimme klingt verhaucht, leise und eher ausdruckslos.

Wer diagnostiziert eine Stimmstörung?

Bei Auffälligkeiten der Stimme sollten Sie mit Ihrem Kind eine HNO - Arzt oder einen Phoniater (Facharzt für Stimm- und Sprachheilkunde) aufsuchen. Er schaut mit Hilfe eines kleinen Spiegels durch vom Mund (um die Ecke) in den Kehlkopfbereich herunter, um organische Ursachen für die Stimmprobleme auszuschließen. Ist das Stimmorgan normal ausgebildet, wird vom Kind nur falsch benutzt, dann handelt es sich um eine funktionelle Dysphonie (siehe oben hyperfunktionelle bzw. hypofunktionelle Dysphonie). In solchen verordnet der Arzt eine logopädische Therapie.

Bausteine der logopädischen Diagnostik und der Therapie

Nachdem organische Ursachen für die Stimmstörung des Kindes durch einen HNO - Arzt bzw. einen Phoniater (Facharzt für Stimm- und Sprachheilkunde) ausgeschlossen wurden, kann die logopädische Behandlung beginnen. Das Ziel ist, die überstrapazierte Stimme durch eine gesunde Sprechtechnik zu entlasten. Folgende Bereiche beinhalten Diagnostik bzw. Therapie:

Logopädische Stimmdiagnostik:

  • Ausführliches Anamnesegespräch mit den Eltern z.B. über die Entwicklung der Stimmstörung, ihre Erscheinungsform, evtl. Situationsabhängigkeit u. v. a. m.
  • Erhebung des Stimmbefundes mit dem Kind u. a. bzgl. der Sprech-, Sing-und Rufstimme, Sprech- und Ruheatmung, Stimmlage, Ausatmungsdauer, Tonhaltedauer

Logopädische Therapie

  • Kontaktaufnahme zum Kind, d. h. Kennenlernen, Erklärung der Stimmfunktion in kindgerechter Weise, Schulung der Wahrnehmung u.a.m.
  • Erarbeitung von günstigen Veränderungen z.B. durch Ausprobieren müheloser Stimmgebung
  • Einüben der Veränderungen
  • Schrittweise Übertragung des Gelernten in den Alltag
  • Ausblenden und schließlich Beenden der Therapie
  • Therapiebegleitender Kontakt und Kooperation mit den Eltern

Stimmstörungen während des Stimmbruchs

Von den im Folgenden aufgeführten Stimmstörungen sind fast ausschließlich männliche Personen betroffen.

Mutationsfistelstimme/ Persistierende Kinderstimme

Bei einer sog. Mutationsfistelstimme oder persistierenden Kinderstimme hält der Sprecher trotz normalen Kehlkopfwachstums unbewusst an seiner Kinderstimme fest. Sie kann sogar noch über der Kinderstimmlage liegen. Auch psychische Aspekte können dabei eine Rolle spielen. Durch diese falsche Art, die zu gebrauchen, werden die Stimmlippen sehr stark überlastet. Um eine gewohnheitsmäßige Fixierung dieser Tonlage vorzubeugen, sollte in Absprache mit dem HNO - Arzt oder dem Phoniater rechtzeitig mit einer logopädischen Therapie begonnen werden.

Unvollständige Mutation

Von unvollständiger Mutation spricht man, wenn die Stimmlage des Heranwachsenden nicht der zunehmenden Kehlkopfgröße entsprechend absinkt, sondern zwischen der gewohnten Kinderstimmlage und der Männerstimmlage “hängen” bleibt”. Dabei sollte genauestens beobachtet werden, ob sich die Mutation der Stimme lediglich länger hinzieht, oder ob sie nicht fortschreitet. Auch hier ist ärztlicher Rat einzuholen, damit ein günstiger Zeitpunkt für das Einsetzen einer logopädischen Behandlung nicht verpasst wird.

Bausteine der logopädischen Behandlung

Therapieinhalte können je nach Befund Anbahnen und Vertrautmachen mit der tiefen Stimme sein, entspannende Atem- und Stimmübungen und schrittweise Transfer in die Spontansprache. Unter Umständen ist es nach meiner Erfahrung hilfreich, mit Einverständnis des Patienten, Freunde und/ oder Familienmitglieder in gewisse Phasen der Behandlung mit einzubeziehen.
Logopädie Langen