Stottern / Poltern im Kindes- und Jugendalter

Altersgemäße Sprechunflüssigkeiten

Beginnendes Stottern

Chronisches Stottern

Poltern / Zu schnelles Sprechen

Altersgemäße Unflüssigkeiten

Im Verlauf einer normalen Sprachentwicklung kann es im Alter von 2 ½ bis 5. Jahren vorkommen, dass sich im Sprechfluss sog. altersgemäße Unflüssigkeiten (auch “Entwicklungsstottern” genannt) zeigen. Die Gedanken sind in diesem Alter oft schneller als der Mund sie ausdrücken kann. Das kann sich u. a. durch Wiederholungen von Satzteilen oder Wörtern äußern, z.B.:” Der Fabian der hat …..der macht immer….Der Fabian der macht mich immer mit der Wasserpistole nass!” oder “ Ich, ich, ich durfte eben mal den kleinen Hund streicheln!” Auch Pausen mitten im Satz, um den Satz gedanklich zurechtzulegen, oder kurze Dehnungen “Ssso ein Eis möchte ich auch haben” können vorkommen. Kennzeichnend für altersgemäße Unflüssigkeiten ist, dass das Kind diese Störungen des Sprechflusses nicht wahrnimmt, also nicht darunter leidet und nicht dagegen ankämpft. Gesichtsausdruck und Körperspannung sind der Situation angemessen.

Wie sollten sich die Eltern verhalten, damit sich die Sprechflussstörung Ihres Kindes wieder verliert

Um zu ermöglichen, dass sich bei Ihrem Kind die ganz altersgemäßen Störungen des Sprechflusses wieder verlieren und nicht zum beginnenden Stottern weiterentwickeln, sollten Sie folgende Empfehlungen beherzigen:
  • Versuchen Sie, die Phase des Entwicklungsstotterns als von selbst vorübergehenden Teil einer normalen Sprachentwicklung zu akzeptieren. Das Laufenlernen klappt ja auch nicht, ohne unzählige Male hinzufallen!
  • Die Sprechfreude soll im Vordergrund stehen. Sie ist der Motor, der die Sprachentwicklung voranschreiten lässt. Nur wer sich traut (auch mit Fehlern) zu sprechen, kann es ausreichend trainieren und seine Fähigkeiten verbessern. Wenn ein Kind nicht mehr schwimmen übt, weil es mehrmals Wasser geschluckt hat, wird es nie schwimmen lernen! Achten Sie also nur auf den Inhalt des Gesprochenen. WIE man sich ausdrückt, wird Ihr Kind schon noch lernen.
  • Versuchen Sie, ruhige Sprechsituationen zu schaffen. Zeitdruck vermittelt dem Kind das Gefühl, schneller sprechen zu müssen, und das ist eine der häufigsten Gründe dafür, das sich das Stottern verstärkt.
  • Fragen Sie Ihr Kind nicht ab, z.B. “ Was hast Du heute im Kindergarten gespielt?” Günstiger für den Sprechfluss ist es, zwar Interesse für Ihr Kind und seine Befindlichkeit auszudrücken, ihm aber freizustellen, ob es nur mit einem Wort antworten oder darüber erzählen will, etwa wie “Na, mein Schatz? Hattest Du einen schönen Tag im Kindergarten?”
  • Unterbrechen, verbessern und ermahnen Sie Ihr Kind nicht, z. B langsamer zu sprechen oder den Satz noch mal zu wiederholen. Sie greifen damit in einen automatisierten Prozess ein und machen Ihrem Kind die Fehler bewusst. Das Kind strengt sich dann an, um “fehlerfrei” zu sprechen, und damit sind die Weichen für “Beginnendes Stottern” gelegt!

Elternberatung

Sind Sie unsicher im Umgang mit der Stottersymptomatik Ihres Kindes, oder machen Sie sich Sorgen? Dann rufen Sie mich an. Ich berate Sie gerne!
Ich informiere Sie darüber, wie Sie Ihrem Kind helfen können, das Entwicklungsstottern zu überwinden.

Beginnendes Stottern

Anders als bei den altersgemäßen Unflüssigkeiten kommen beim beginnenden Stottern Wiederholungen von Silben ( “Ei-Ei- Ei- Ei-Eimer” ) oder Lauten (“T-T-T-Tomate“) vor. Die Dehnungen sind länger als 1 Sekunde (“Mmmmmmama” und Pausen entstehen trotz fertiger Satz und Wortplanung durch “Hängenbleiben” an einem Laut bzw. weil die Artikulation des nächsten Lautes nicht gelingt. Teilweise ist eine leichte Anspannung im Mundbereich wie z.B. das Aufeinanderpressen der Lippen zu beobachten. Evtl. nimmt das Kind wahr, dass es manchmal Schwierigkeiten mit dem Sprechen hat.

Logopädische Therapie bei beginnendem Stottern

Bausteine aus der Behandlung, wenn das Kind noch kein Störungsbewusstsein entwickelt hat, sind
  • Elternberatung, ggf. auch Beratung anderer wichtiger Bezugspersonen wie z.B. Tagesmutter oder Erzieherin. Inhalte sind u.a. Information und Anleitung, wie im Alltag Schritt für Schritt Druck aus den (Sprech-) Situationen mit dem Kind genommen werden kann (auch wenn der Druck nicht Ursache, sondern Auslöser für das Stottern ist) Ich führe mit Ihnen gemeinsam eine Präventivtherapie durch, die indirekt positiven Einfluss auf Ihr Kind haben wird! (Siehe dazu auch oben: “Wie sollten sich die Eltern verhalten, damit sich die Sprechflussstörung Ihres Kindes wieder verliert?“) Behandlung mit dem Kind: Therapieziele sind u.a. Aufbau von Sprechfreude und sprachlichem Selbstbewusstsein, Schaffen von druckfreien Sprechsituationen, dafür sorgen, dass die Sprechflussstörung nicht bewusst wird.
  • Behandlung mit dem Kind: Therapieziele sind u.a. Aufbau von Sprechfreude und sprachlichem Selbstbewusstsein, Schaffen von druckfreien Sprechsituationen, dafür sorgen, dass die Sprechflussstörung nicht bewusst wird
  • Ich arbeite mit Kindern in dieser Phase und dieser Altersgruppe nach dem Ansatz von Nitza Katz- Bernstein, einer kombinierten Kinderspieltherapie und logopädischen Übungstherapie.
Grundsätzlich gilt: Je früher eine fachkundige Beratung und ggf. Therapie einsetzt, desto größer sind die Erfolgsaussichten!

Chronisches Stottern

Beim chronischen Stottern sind die Silben- und Lautwiederholungen, die Dehnungen sowie die Pausen von Anspannung begleitet. In der Regel sind ein ausgeprägtes Störungsbewusstsein und damit verbunden ein Leidensdruck vorhanden. Durch das Bemühen, die Stottersymptome gar nicht erst aufkommen zu lassen bzw. zu unterdrücken, zeigen sich zusätzlich zur eigentlichen Symptomatik weitere Auffälligkeiten (Sekundärsymptomatik). Das können beispielsweise Mitbewegungen von Körperpartien sein, die gar nicht am Sprechen beteiligt sind, oder Aussetzen des Blickkontakts. Eine Angst vor dem Stottern baut sich auf, die von der Umgehung bestimmter Laute bis hin zur Vermeidung ganzer Sprechsituationen führen kann. Das Selbstbewusstsein leidet. Der Teufelskreis von Stottern - dagegen ankämpfen- stärkeres Stottern usw. ist in vollem Gange.

Logopädische Therapie bei chronischem Stottern

Auch bei chronischem Stottern ist die Beratung des (häuslichen und schulischen) Umfeldes ein wichtiger Bestandteil der Therapie. Doch anders als beim Entwicklungsstottern und beginnenden Stottern hat das Kind mit chronischem Stottern bereits ein ausgeprägtes Störungsbewusstsein. Außerdem besteht ein mehr oder weniger großer Leidensdruck, sonst würde es keinen Kontakt zu einer Logopädin aufnehmen. Das Kind bzw. der Jugendliche weiß also genau, worum es geht. Daher wird nach einer ausführlichen Diagnostik nicht indirekt (wie bei den anderen Stotterformen oben beschrieben), sondern ganz gezielt am Stottern gearbeitet. Die Therapie wird natürlich bei Auswahl der Übungen an das Alter des Patienten angepasst. Ich persönlich arbeite nach dem “Non-avoidence” (Nicht-vermeiden“) -Ansatz nach van Riper. Ganz grob und stark vereinfacht seien im folgenden die Grundgedanken der “Nicht-Vermeidungtherapie” genannt: Inhalte der Behandlung sind u. a. das Kennenlernen und Besprechen der für den Patienten charakteristischen Art zu stottern, es anzuschauen, zuzulassen, nicht zu unterdrücken. Der Teufelskreis von Stottersymptomatik - dagegen ankämpfen (s. o. “Sekundärsymptomatik”) - stärkere Symptomatik - dagegen ankämpfen usw. soll unterbrochen werden. Es kann evtl. eine weichere und unauffälligere Symptomatik erarbeitet werden, wenn es gelingt, alles was sich an Spannung, Druck und Mitbewegungen auf der ursprüngliche Symptomatik aufgetürmt hat, Schritt für Schritt abzutragen. Die Übertragung des Gelernten in den Alltag wird auch außerhalb des Therapieraums geübt. Wenn es allmählich gelingt, auch wieder angenehmen Erfahrungen mit Sprechsituationen zu machen, kann sich das Stottern quasi als “Nebeneffekt” auch ganz verlieren. Das ist aber ausdrücklich nicht das Ziel der Behandlung, denn dann wäre ja jedes Symptom ein Misserfolg, will unterdrückt werden, und alles schaukelt sich erneut hoch.
Auch an dieser Stelle sei nochmals erwähnt, dass die Erfolgsaussichten um so besser sind, je früher eine Beratung und Therapie einsetzt, damit sich nicht immer mehr Probleme auf das ursprüngliche auftürmen!

"Das Schlimmste am Stottern ist die Angst davor- wir machen ihr Beine!”

Motto der Bundesvereinigung Stotterer Selbsthilfe e.V.

Poltern/ Zu schnelles Sprechen

Poltern gehört zu den Störungen des Redeflusses und zeigt sich in Form eines gestörten Sprechablaufs. Typisch dafür sind ein überhastetes und unregelmäßiges Sprechtempo sowie eine verwaschene bzw. undeutliche Aussprache.
Sie ist meist angeboren und wird vom Sprecher oft nicht als auffällig wahrgenommen und somit nicht als behandlungsbedürftig eingeschätzt.

Therapie bei Kindern mit Poltersymptomatik

Schwerpunkte der Behandlung sind kindgerechte Übungen zum verlangsamten, rhythmisierten Sprechen sowie eine Beratung der Eltern, um zu verhindern, dass sich aus dem Poltern des Kindes ein Stottern entwickelt.
Logopädie Langen