Lese- und Rechtschreibschwäche / LRS bei Kindern

Wollen Sie sich kurz in die Lage eines Lese- und Schreibanfängers versetzen? Dann lesen Sie folgende Begriffe einmal laut vor oder schreiben Sie sie ab:
Carboxymethylstärke, Magnesiumstearat, Hypromellose, hochdisperses Siliciumdioxid, Croscarmellose-Natrium, Stearinsäure, Talkum, Macrogol, Titandioxid

Folgende Anzeichen können auf eine Lese- und Rechtschreibschwäche hinweisen:

  • Lässt Ihr Kind beim Lesen oder Schreiben Buchstaben, Silben oder sogar Wörter aus?
  • Vertauscht es Buchstaben beim Lesen oder Schreiben?
  • Rät es mehr als dass es liest?
  • Fällt es ihm schwer, den Sinn des Gelesenen zu verstehen?
  • Liest und schreibt es nicht gerne und nie freiwillig?
  • Macht es viele Rechtschreibfehler?
  • Braucht es für die Hausaufgaben viel zu lange?
  • Wirkt es sehr angespannt, aggressiv und geht ungern in die Schule?
  • Hat es öfter Bauch- oder Kopfschmerzen?

Da Lesen und Schreiben von einander unabhängige Fähigkeiten sind, kann es auch sein, dass nur eine der beiden Fähigkeiten betroffen ist.

Keinesfalls ist eine Lese-Rechtschreibschwäche ein Hinweis für mangelnde Intelligenz!

Wie entstehen Lese- Rechtschreibschwierigkeiten?

Für die Entstehung einer LRS ist nicht eine Ursache verantwortlich, sondern folgende Bedingungen können sie begünstigen:
  • verzögerte oder gestörte Sprachentwicklung
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Wahrnehmungsstörungen
  • fein- oder grobmotorische Schwächen
  • genetische Veranlagung
Doch nicht bei allen Kindern mit den oben aufgeführten Symptomen liegt auch eine Lese- Rechtschreibschwäche vor.
Neueste Erkenntnisse lassen darauf schließen, dass eine mangelnde phonologische Bewusstheit hauptverantwortlich für die Entstehung einer LRS ist.

Was ist “Phonologische Bewusstheit“?

Phonologische Bewusstheit ist die Fähigkeit, einem bestimmten Laut ein bestimmtes Schriftzeichen zuzuordnen. Beim Lesen muss das Kind jeden Buchstaben oder jede Kombination von Buchstaben entschlüsseln, also einem gesprochenen Laut zuordnen. Beim Schreiben werden umgekehrt Laute verschlüsselt, also in Buchstaben umgewandelt.
Ähnlich klingende Laute und ähnlich aussehende Buchstaben werden verwechselt. Lesen und Schreiben sind dadurch erheblich erschwert. Anders gesagt: Die sprachliche Informationsverarbeitung ist gestört.
Die Anlage zu solch einer Schwäche lässt sich heutzutage bereits im Kindergartenalter anhand verschiedener Tests aufdecken.

Wer diagnostiziert eine Lese- und Rechtschreibschwäche

Besteht der geringste Verdacht, dass bei Ihrem Kind Lese- Rechtschreibschwierig- keiten bestehen, sollten Sie zunächst durch den Kinderarzt eine Hör- sowie eine Sehstörung ausschließen lassen. Außerdem ist abzuklären, ob eine andere organisch bedingte Lernstörung vorliegt.
Haben die oben genannten Untersuchungen keinen auffälligen Befund ergeben, und verringern sich trotz zusätzlichen Übens zu Hause und Förderung in der Schule die Schwierigkeiten nicht, so sollten Sie einen Schulpsychologen zu Rate ziehen.

Bausteine der LRS- Therapie

Je früher Sie sich therapeutisch unterstützen lassen, desto eher lernen Sie, mit den Schwierigkeiten Ihres Kindes umzugehen, z.B. auf welche Weise Sie richtig üben können, ohne Ihr Kind noch zusätzlich zu überfordern.
Lese-Rechtschreibschwierigkeiten wachsen sich nie von alleine aus, deshalb holen Sie sich rechtzeitig Hilfe, ehe noch andere Unterrichtsfächer in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Bausteine einer LRS - Therapie sind:
  • Anamnese (Erfragen der Vorgeschichte, z. B. wie sind Hör- und Sehvermögen des Kindes, welche Vorerkrankungen gab es, wie verlief die Sprachentwicklung, wann zeigten sich erste Probleme beim Lesenlernen und / oder beim Schriftspracherwerb, u. a. m.)
  • Diagnostik bzgl. der visuellen und auditiven Wahrnehmungs - bzw. Differenzierungsfähigkeit, Ermittlung des aktuellen Leistungsstands beim Lesenlernen sowie beim Schriftspracherwerb auch durch Einsicht in Schul- und Klassenarbeitshefte u. v. a. m.
  • Erstellen eines individuellen Therapieplans, der an den derzeitigen Leistungsstand des Kindes beim Lesen und Schreiben anknüpft
  • Elternarbeit: U.a. Besprechung des Befundes, Erläuterung des Therapieplans, Tipps zur Verbesserung der Hausaufgabensituation, Anleitung zum hilfreichen Üben, Büchertipps
  • Logopädische Therapie mit dem Kind angepasst an das Alter, die Interessen, das Lerntempo, den Leistungsstand sowie das Konzentrationsvermögen des Kindes
  • Information des verordnenden Arztes über Befund, Therapieverlauf, aktuellen Behandlungsstand bzw. Abschluss der logopädischen Behandlung
  • Eine Zusammenarbeit mit den Lehrern ist sinnvoll
Logopädie Langen